Alibi – Fremdwort der Woche

Ein Alibi brauchen wir alle mal. Nicht immer im strengen juristischen Sinne, dass jemand bezeugen kann, dass wir während einer Tat mit anderen Dingen beschäftigt waren und nicht am Tatort gewesen sein können. Meistens ist es weniger dramatisch. Wir brauchen ein Alibi, warum wir nicht zum 75. Geburtstag unserer Großtante kommen können. Und wenn das nicht klappt, brauchen manche wenigstens noch eine Alibi-Freundin, damit niemand die immer gleichen doofen Fragen stellt.

Woher das Wort kommt, ist schnell erklärt. Alibi bedeutet auf Latein ganz einfach „woanders“. Es setzt sich zusammen aus den Bestandteilen ali- von alius „ein anderer“ und ibi „dort“. „Woanders“ trifft auch sehr gut die juristische Verwendung des Begriffs. Wer ein Alibi hat, kann (mehr oder weniger) plausibel nachweisen, dass er oder sie zur Tatzeit nicht am Tatort war, sondern woanders. Das kann ein Gericht dann glaubwürdig finden oder nicht. Je mehr unabhängige Personen das Alibi bestätigen können und aussagen, dass man eben woanders war, desto einfacher ist der Fall meistens.

Der Begriff wird aber nicht nur juristisch verwendet. Manche Menschen scheinen sehr oft Alibis zu benötigen, um zu beweisen, dass sie nicht anwesend sein können, wenn eine Veranstaltung stattfindet. Diese können ebenfalls besser oder schlechter sein. Wenn ich zum Zeitpunkt von Großtante Hildegards 75.-Geburtstags-Party Urlaub in Griechenland gebucht habe, dann wird das Alibi meistens akzeptiert. Wenn sich das „woanders sein“ allerdings nur darauf bezieht, dass ich statt auf der Geburtstagsfeier zu Hause bin und Zelda spiele, könnte das die betreffenden Personen verärgern, auch wenn ich in beiden Fällen einfach nur woanders bin. 

Neuerdings können aber auch Personen Alibis sein, wie bei der erwähnten Alibi-Freundin oben. Schon klar, man bringt eine Frau mit zur Party, die sich als Freundin ausgibt, es aber nicht ist, damit einen nicht alle mit unangenehmen Fragen nerven. Die Beweggründe dafür mögen für jede*n mehr oder weniger nachvollziehbar sein, darum geht es auch gar nicht. In jedem Fall sind diese Freundinnen aber das ziemliche Gegenteil eines Alibis. Denn sie werden ja extra mit an den fraglichen Ort gebracht und sind eben nicht woanders. Das ist ein bisschen so als würdet ihr ein Verbrechen begehen und eure beste Freundin mitnehmen. 

Alibi-Freundinnen sind also kein Alibi, sondern eine Ausrede. Es sei denn sie befinden sich zufällig jedes Mal, wenn jemand bei euch zu Hause vorbeikommt, an einem anderen Ort und ihr könnt sie deshalb gerade nicht vorstellen. Dann ist es doch eine Alibi-Freundin.

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