Ein Architekt oder eine Architektin entwirft Pläne für Häuser oder andere Gebäude. Wenn man sich den Ursprung des Begriffs anschaut, stimmt das aber nicht so ganz. Außerdem war der berühmteste „Architekt“ der Antike eher ein Bauingenieur. Und was haben Architekt(inn)en sprachlich eigentlich mit Erzbischöfen zu tun?
Es gibt ein halbwegs berühmtes Werk aus der Antike, das den Titel „De architectura“ trägt. Verfasst wurde es im 1. Jahrhundert vor Christus von einem gewissen Vitruv. Jetzt könnte man meinen, dass es in „De architectura“ bestimmt um Architektur geht. Geht es auch. Und Vitruv war auch Architekt. Er beschäftigt sich in seinen zehn Büchern, die sein Sachbuch umfasst, mit der Planung und Durchführung von privaten Bauten, öffentlichen Bauten wie Tempeln, Innenarchitektur, Material- und Farbenkunde und einigem mehr.
Auch wenn es heute nicht immer sauber zu trennen ist, wo Architektur aufhört und Ingenieurwissenschaften anfangen, kann man aber auch klar sagen, dass es ein paar Dinge gibt, die Vitruv unter „Architektur“ versteht, die heute wohl eher in das Betätigungsfeld von Ingenieur(inn)en gehören, z. B. allgemeine Stadtplanung, Planung der Wasserversorgung oder auch Maschinenbau.
Am Anfang war der Architekt
Für Vitruv ist das alles auch noch Architektur. Wenn man sich einmal ansieht, was der Begriff ursprünglich bedeutet, ist das aber auch nicht verwunderlich. „Architekt“ setzt sich zusammen aus den griechischen Wörtern arché (ἀρχή) mit den Bedeutungen „Anfang“, „Ursprung“ oder „das Erste“. Die Arche in der Bibel ist zum Beispiel der Ursprung der neuen Welt und der neuen Menschen. Der zweite Wortbestandteil ist tékton (τέκτων), was grundsätzlich jeden „Handwerker“, meistens aber „Zimmermann“ bezeichnet. Ein Architekt ist also der „erste Zimmermann“ bzw. der „Oberhandwerker“. Das kann jemand sein, der sich mit dem Bau von Einzelgebäuden auskennt, aber eben auch ein Bauingenieur oder ein Maschinenbauer.
Der Wortbestandteil „Arch-“ hat sich in abgewandelter Form übrigens auch in „Erz-“ erhalten. Ein Erzbischof ist der „Oberbischof“ und ein Erzfeind eben der „Oberschurke“. Mit dem Abbau von Metallen haben die nichts zu tun.
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