toxisch – Fremdwort der Woche

„Toxisch“ ist eines der Worte, die in den letzten Jahren wirklich oft im öffentlichen Diskurs zu finden sind, vor allem wenn es um zwischenmenschliche Beziehungen geht: toxische Männlichkeit, toxische Freundschaften, toxische Partnerschaften. Es geht um „vergiftete“ Beziehungen. Das Wort passt aber auch noch aus einem anderen Grund gut.

Dass man „toxisch“ mit „giftig“ oder „vergiftet“ wiedergeben kann, werden die meisten vermutlich wissen. Es kommt vom lateinischen toxicum und bedeutet „Gift“. Das wiederum ist ein Lehnwort des griechischen toxikón (τοξικόν),. 

Ursprünglich wurde es im Deutschen in der medizinische Sprache für giftige Stoffe im Allgemeinen verwendet. Ein Toxikum bzw. Toxin ist zunächst einmal also jeder Stoff, der giftig ist. Seit ein paar Jahren findet eine Ausweitung des Begriffes auf gefährliche, schädliche und bösartige Beziehungen statt. Das ist auch nicht unpassend. Manche Verhaltensweisen toxischer Personen, wie Manipulation, Rücksichtslosigkeit, übertriebene Eifersucht oder Machtspiele, wirken ähnlich zersetzend wie ein Gift.

Das ursprüngliche, griechische Adjektiv toxikós hatte aber eine genauere Bedeutung und die passt ebenfalls sehr gut auch auf schädliche Beziehungen. Das griechische Wort tóxon (τόξον) bedeutet wahlweise „Pfeil“ oder „Bogen“ bzw. einfach jedes „Geschoss“. Das davon abgeleitete Adjektiv toxikós heißt „zu Pfeil und Bogen gehörig“. Wir haben einfach kein passendes Adjektiv im Deutschen (pfeilig?), daher dieser umständliche Ausdruck.

Möglichst hoher Schaden

Wie man nun „Gift“ von Pfeil und Bogen abgeleitet hat, ist für uns heute vielleicht nicht sofort nachvollziehbar, weil wir Pfeil und Bogen nur noch so selten als Waffe verwenden. Aber ihr kennt es bestimmt trotzdem: Toxikón ist ursprünglich das Pfeilgift, also das Gift, in das man seine Pfeile taucht, um möglichst schweren Schaden anzurichten.

In der Antike ist das auch schon gemacht worden. In der Mythologie taucht Herakles zum Beispiel seine Pfeile in das giftige Blut der Hydra, nachdem er sie besiegt hat, und hat damit für alle späteren Abenteuern stets eine mächtige Waffe bei sich. Das Blut der Hydra dürfte das bekannteste Pfeilgift aus der Antike sein. 

Beim toxikón der Antike handelte es sich also um ein Gift, das im Krieg verwendet wurde, um neben den offensichtlichen, körperlichen Verletzungen, die Pfeil und Bogen nun einmal zufügen, noch weitere weniger unmittelbare Schäden anzurichten, die die Wirkung des Giftes vielleicht erst nach und nach zeigen. Da toxische Beziehungen ein wirklich ekelhafter Kampf sein können, passt die (vermutlich nicht beabsichtigte) Entlehnung aus dem militärischen Bereich dann neben dem giftigen Aspekt auch ganz gut.

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