Apokalypse – Fremdwort der Woche

Saurer Regen, Atompilze, die den Himmel verdunkeln – und gerne darf auch eine Horde blutrünstiger Zombies durchs Bild laufen. Was wir mit einer Apokalypse verbinden, ist sehr vielfältig und schon oft in den düstersten Farben ausgemalt worden. Dabei sollte der Begriff ursprünglich Hoffnung verbreiten. 

„Apokalypse“ ist ein griechischer Begriff und bedeutet wörtlich einfach nur „Enthüllung“ oder „Aufdeckung“. Das klingt erst mal weniger nach Zombies oder nach einer globalen Atomkatastrophe. Das Wort ἀποκάλυψις (apokálypsis) bedeutet dann aber auch in der Antike bereits „Enthüllung einer verborgenen Wahrheit“ oder eines göttlichen Mysteriums. 

Es hatte also schon eine mystisch-religiöse Bedeutung, als es schließlich zum ersten Mal in christlichem Kontext verwendet wurde. Denn dort steht es für eine sehr besondere „Enthüllung“, genau genommen: eine Offenbarung.

„Ἀποκάλυψις“ (apokálypsis) ist der griechische Titel der „Offenbarung des Johannes“. Ja, genau. Das ist das verrückte Buch mit dem Lamm, das am Ende heiratet, dem „Buch mit den sieben Siegeln“ und dem Jüngsten Gericht. 

Böse Zungen sprechen von einem der surrealsten Texte der Bibel. Es liest sich streckenweise ja auch wirklich wie ein Acid-Trip. Jedenfalls geht es im Kern darum, dass der Ich-Verfasser (Johannes) im Rahmen einiger prophetischer Visionen das Ende der Welt beschreibt, wie wir sie kennen. Und auch wenn viele der Schilderungen ziemlich abgefahren sind, fehlen die Atompilze und Zombies. 

Weltuntergang als Hoffnungsschimmer

Es mag jetzt die meisten verwundern, aber eigentlich sollte der Text vor allem Hoffnung verbreiten, denn das Ergebnis der Ereignisse, die Johannes da schildert, ist eine neue, geläuterte Welt. Um das zu verstehen, muss man den historischen Kontext berücksichtigen, in dem er entstanden ist. 

Die Forschung geht heute davon aus, dass er im ersten Jahrhundert nach Christus entstand, in dem Christ*innen zeitweise schweren Verfolgungen durch die römische Staatsgewalt ausgesetzt waren. Die gegenwärtige Situation zu überwinden und in eine bessere Welt übertreten zu können, das war die naheliegende Hoffnung der damals noch verhältnismäßig kleinen Glaubensgemeinschaft.

Und dass dafür die aktuelle Welt untergehen würde, um Platz für eine neue zu machen, mag damals die meisten Christ*innen auch nicht so sehr gestört haben. 

Dass sich dafür Seuchen über die Erde verbreiten müssen, die Meere zu Blut werden, die Menschen von massenmordenden Reitern scharenweise dahingemetzelt werden, würden wir wohl eher als unschön ansehen.

Aber dieser merkwürdige Twist, dass man Hoffnung auf Erlösung erst einmal mit einem irdischen Jammertal verknüpft und dass Läuterung nur durch ein Höllenfeuer erfolgen kann, hat über die Jahrhunderte nicht nur grausame Folgen im ganz realen Leben der Menschen gehabt, sondern auch irgendwie die Wahrnehmung des Christentums geprägt.

Die „Offenbarung des Johannes“ war sehr wirkmächtig, sowohl innerhalb des Christentums als auch außerhalb, und hat so auch ihren Eingang in die Unterhaltung und die Popkultur gefunden.

Und genau deswegen ist der Begriff „Apokalypse“ heute ein Synonym für den Weltuntergang schlechthin, so vielfältig die Vorstellungen davon auch sein mögen. Dass dahinter aber eigentlich eine Verkündung steckt und die Vision einer besseren Welt, das geht dabei meistens unter. 

Schlagwörter:

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert