Esoterik ist offenbar gerade wieder im Trend. Wahrsagen, Heilsteine und Liebeszauber erreichen in den sozialen Medien (allen voran auf Tiktok) ein riesiges Publikum. Und natürlich dürfen dabei auch Horoskope nicht fehlen. Die gab es übrigens auch schon in der Antike.
Das Wort „Horoskop“ setzt sich aus den beiden griechischen Wörtern hóra (ὥρα) für „Stunde“ oder „Tageszeit“ und skopéin (σκοπεῖν) für „beobachten“ zusammen. Es geht also darum Gestirne zu einer bestimmten Tageszeit oder Stunde zu beobachten und daraus zu schließen, welchen Einfluss das auf irdische Vorgänge hat. Das setzt natürlich grundsätzlich erst einmal voraus, dass man glaubt, dass Sternenkonstellationen am Himmel überhaupt irgendeinen Einfluss auf das Leben auf der Erde haben.
In der Antike ging es dabei zunächst mal nicht um persönliche Horoskope, also darum Vorhersagen für das Leben einer bestimmten Person zu treffen, sondern es ging um handfeste wirtschaftliche und politische Interessen. Ein Beispiel: Im Alten Ägypten fiel der Aufgang des Sirius-Gestirns meistens mit dem Eintreffen der Nilflut in Ägypten zusammen. Das ist ein Zufall. Sirius beeinflusst die Nilflut ja schließlich nicht. Aber trotzdem war es im Alten Ägypten ungemein praktisch zu wissen, wann Sirius aufging und wann man sich auf die nächste Nilflut einstellen konnte. Daher beobachtete man den Himmel und welcher Stern wann wo stand sehr genau.
In der ursprünglichen Horoskopie ging es also (auch abseits von Ägypten) zum Beispiel darum, wann ein guter Zeitpunkt für die Aussaat war. Aber das änderte sich schon in der Antike. Auch für politische Prozesse, zum Beispiel ob man gerade Frieden schließen sollte, wurden die Sterne befragt. Es wurde nachgeschaut, wie die Sterne zu einem anderen Zeitpunkt standen, als schon einmal Frieden geschlossen wurde, und ob es sich empfahl, das wieder so zu machen.
Und noch später kamen auch die individuellen Horoskope für jede*n auf. Diese gab es schon in Babylonien, woher unsere heutigen Tierkreiszeichen stammen, aber auch in Ägypten, Indien, Griechenland und Rom. Wer wissen wollte, ob er ein gutes Datum für die Hochzeit gewählt hatte, konnte die Sterne befragen. Wer wissen wollte, ob jetzt ein guter Zeitpunkt war, um mit Wein aus Gallien zu handeln, konnte die Sterne befragen. Und wer wissen wollte, ob eine Schwangerschaft gut verlaufen würde, konnte ebenfalls die Sterne befragen. Man sah sich die Sternenkonstellation an, die gerade am Himmel stand, betrachtete den Anlass, aus dem die ratsuchende Person gekommen war, und orakelte daraus, ob der Zeitpunkt eben gerade gut oder schlecht war.
Und auch das Horoskop wie wir es heute meistens verwenden, nämlich das Geburtshoroskop, gab es schon in der Antike. Zunächst bezog sich das auf Herrscher. Man hielt den Sternenhimmel zur Geburtszeit eines potentiellen Thronerben fest und versuchte dann daraus zu lesen, ob diesem ein gutes oder schlechtes Schicksal beschieden sein würde. Heraus kamen dabei dann oft Omen oder Orakelsprüche. Und das hatte mit einer im Kern doch irgendwie noch naturwissenschaftlichen Betrachtung der Dinge nun nichts mehr zu tun. Auch für Normalsterbliche gab es Geburtshoroskope im Mittelmeerraum mindestens seit der Zeit des Hellenismus.
Denn man sollte nicht vergessen, dass Magie und der Glaube daran fest im Alltag der antiken Menschen verankert war. Zauberrituale, Horoskope und glückskeksähnliche Orakelsprüche waren auch in der Antike schon beliebt. Wie sehr die Menschen daran geglaubt haben, ist schwer zu sagen. Bei der heutigen Verbreitung von Horoskopen müsste man ja auch glauben, dass unsere Gesellschaft hochgradig abergläubisch ist. Aber für viele ist es eben auch einfach nur unterhaltsam. Und das war in der Antike vermutlich auch schon so.
Schreibe einen Kommentar