assimilieren – Fremdwort der Woche

Noch jemand hier, der beim Wort „assimilieren“ sofort an Star Trek denken muss? „Widerstand ist zwecklos. Sie werden assimiliert werden.“ – So oder so ähnlich lauten die zwei Sätze, die man im Star-Trek-Universum nie hören möchte. Im wahren Leben dagegen wird „Assimilation“ sogar gelegentlich regelrecht eingefordert. Wir haben es also offenbar mit einem mehrschichtigen Begriff zu tun. 

Fangen wir erst mal bei Star Trek an. Der Grund, weshalb der Begriff „assimilieren“ dort ziemlich negativ behaftet ist, liegt an der „Spezies“, die sie benutzt. Die Cyborgs (kurz: Borg) sind Mischwesen aus biologischen Lebewesen und technischen Komponenten. Ein Borg kann also ein Mensch sein, dem Implantate eingesetzt wurden, die seine Sehstärke radikal verbessern. Oder seine Extremitäten wurden durch Geräte ersetzt, die sich als Waffen oder Werkzeuge nutzen lassen. Noch viel wichtiger aber sind die neuronalen Implantate, die diese Borg in sich tragen. Sie verbinden alle Exemplare zu einem gewaltigen, kollektiven Bewusstsein, das auch einen kollektiven Willen hat. 

Um ein Borg zu werden, muss man von diesem Kollektiv assimiliert werden. Und dieses Assimilieren passiert bei Star Trek selten freiwillig. Man wird gewaltsam ins Kollektiv integriert und an dessen Lebensweise angeglichen. 

Und ziemlich genau das ist die wörtliche Bedeutung des lateinischen Wortes assimilare. Man könnte es mit „angleichen“ oder „gleichmachen“ übersetzen. 

Aus diesem Grund findet sich das Wort auch gelegentlich in Debatten um Integration. Menschen, die neu in ein Land kommen, sollen sich bitte integrieren und an die jeweilige Kultur angleichen. Allerdings, das sei an der Stelle angemerkt, sagt das lateinische Wort assimilare nicht, dass diese Angleichung immer nur von einer Seite ausgehen muss oder nur eine Seite betrifft.

Aber viel häufiger verwenden wir den Begriff, um ein Phänomen zu bezeichnen, dass sich in den letzten Jahrzehnten zu einem wichtigen Merkmal unserer globalisierten Epoche entwickelt hat: die kulturelle Assimilation. 

Gemeint ist damit der Effekt, dass sich westliche Kulturprodukte, Trends, Strömungen usw.  weltweit verbreiten. Taylor Swift hat auch in Indien ihre Fans, Breaking Bad war auch in Ostasien eine erfolgreiche Serie und der Barbie-Film lief auch in afrikanischen Kinos. Und, ach ja: McDonald’s gibt’s auch irgendwie an jeder Straßenecke. 

Selten läuft der Effekt anders herum: K-Pop kommt zwar aus Korea und ist auch in westlichen Ländern erfolgreich. Aber wenn man mal genau hinschaut, stellt man fest, dass es sich am Ende ja dann doch um westliche Popmusik handelt, nur eben mit einem koreanischen Anstrich. 

Das soll an dieser Stelle gar nicht gewertet werden. Wenn Transport- und Kommunikationsmittel eine so rasante Weiterentwicklung durchmachen, wie es in den letzten 200 Jahren passiert ist, dann sind solche Entwicklungen und Prozesse keine Überraschung. 

Interessant ist es aber vielleicht, wenn man sich vor Augen hält, dass Assimilationsprozesse nichts Neues sind. Es gab sie in der Menschheitsgeschichte schon oft. Lediglich der wirklich globale Maßstab ist neu. 

Aber schon in der Antike gab es mit dem Perserreich einen gewaltigen geographischen Raum, in dem sich eine gemeinsame Kultur herauszubilden begann. Alexanders Eroberungszüge und später die Expansion Roms sorgten ebenfalls dafür, dass es von Gibraltar bis in den heutigen Iran, von den britischen Inseln bis zum Nil zur Entwicklung eines gemeinsamen Kulturraums kam, in dem regionale und lokale Besonderheiten mehr und mehr verdrängt wurden. 

Ob das nun positiv oder negativ zu werten ist, das muss, wie gesagt, jede*r für sich selbst entscheiden.  

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