Dilettant – Fremdwort der Woche

Einmal mit Profis arbeiten, das denkt man sich (vor allem im beruflichen) Kontext vielleicht ab und zu. Meistens ist es dann aber doch so, dass der eigene Frust eher daran liegt, dass man eine bestimmte Person „gefressen“ hat. Dass ein*e Kolleg*in wirklich objektiv unfähig ist, kommt wohl selten vor. Oder? 

Man kennt das: Leute, die im Büro nichts auf die Kette kriegen, jede E-Mail vor dem Versenden durchsprechen müssen oder das letzte Projekt so dermaßen verkackt haben, dass die Firma in die roten Zahlen zu rutschen droht. Oder Leute, bei denen jedes Teil krumm und schief aus der Maschine kommt, weil sie zu dumm sind, sie richtig zu programmieren, obwohl man es ihnen schon dreimal gezeigt und erklärt hat. Man könnte die Liste fortsetzen. 

Und ein Begriff fällt in dem Zusammenhang früher oder später vielleicht: Dilettant. Es ist mehr als verständlich, dass man den eigenen Frust gerne abladen möchte, aber ausgerechnet mit diesem Begriff greift man ziemlich daneben, zumindest dem ursprünglichen Wortsinn nach. 

Aber erst mal ein Geständnis: Ja, diese Woche stretchen wir das „Fremdwort der Woche“ wieder mal ein bisschen. Eigentlich geht es hier ja in der Regel um Fremdwörter aus einer der beiden Alten Sprachen Griechisch oder Latein. 

Viele davon sind aber über die Vermittlung einer romanischen Sprache ins Deutsche gekommen, also über das Französische, Italienische oder Spanische. Naturgemäß kann man in vielen Fällen dann auch darüber streiten, ob man es überhaupt noch mit einem lateinischen/griechischen Fremdwort zu tun hat oder nicht vielmehr einfach mit einem französischen, italienischen oder spanischen. Und so ist es auch hier. Das Wort ist so dermaßen italienisch, dass es fast wehtut. 

Es gehört zum italienischen Wort dilettare, was wiederum auf das Lateinische delectare zurückgeht. Und das bedeutet: Sich an etwas erfreuen, Spaß an etwas haben. Im Italienischen kann es dann auch die Bedeutung haben „etwas aus Liebhaberei betreiben“. Klassisches Beispiel dafür wäre ein Hobby. Ein*e Dilettant*in ist also eine Person, die eine Tätigkeit liebt und ihr gerne nachgeht. Und das ist ja nun zunächst mal etwas Positives. 

Und wenn man es genau betrachtet, sind wir alle ja schließlich in vielerlei Hinsicht Dilettant*innen, ob es jetzt ein Hobby angeht, oder den Kauf eines Autos oder die Steuererklärung. Man kann es auch mal so sehen: Die Situationen im Alltag, in denen wir uns alle immer mal wieder blöd anstellen, sind zahlreich.   

Aber schon im 18. Jahrhundert wurde der Ausdruck verwendet um zwei Personengruppen voneinander abzugrenzen, nämlich einmal Personen, die etwas aus Liebhaberei tun und solche, die etwas beruflich machen, also „echte Fachleute“. 

Und so kommt es auch zu der abwertenden Bedeutung des Wortes „Dilettant“. Wer etwas nur zum Spaß macht, der ist (dieser Logik nach) auch nur begrenzt gut in dem was, er*sie macht. In vielen Fällen ist da natürlich durchaus auch was dran. 

Aber ab und zu steckt der*die eine oder andere Dilettant*in auch Fachleute in die Tasche. Unterschätzen sollte man sie also nicht. 

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