Mallorca – Fremdwort der Woche

Darf man Ostern jetzt nach Mallorca fliegen? Als die Römer*innen die Insel in Besitz nahmen und ihr ihren Namen gaben, haben sie sich das nicht fragen müssen. Damals gab es kein Corona. Und kein Ostern.

Probleme hatten die Römer*innen mit der gesamten Inselgruppe aber trotzdem zu Genüge. Denn schon um 654 v. Chr., also zu einer Zeit, als Rom noch ein kleines Dorf war, gründeten die Karthager*innen auf Ibiza bereits einen ersten Handelsstützpunkt. In der Folgezeit geriet die Inselgruppe völlig unter karthagische Kontrolle. Das führte auch dazu, dass sie in die drei Punischen Kriege, die Karthago gegen Rom führte, hineingezogen wurde.

Wo die Steinewerfer wohnen

Für Karthago kämpften auch Söldner, die von diesen Inseln angeworben wurden. Diese hatten eine sehr spezielle Kampftechnik, von der die Inselgruppe heute immer noch ihren Namen hat:  Sie waren Steinewerfer. Was man heute eher mit Straftäter*innen auf Autobahnbrücken oder autonomen Demonstrant*innen in Verbindung bringt, war in der Antike wohl eine perfektionierte Kampftechnik. 

So perfektioniert und charakteristisch, dass man die Balearen direkt nach ihnen benannte. Denn die Inselgruppe hat ihren Namen vom griechischen Wort bállein (βάλλειν), was „werfen“ oder „schleudern“ bedeutet. Die Balearen sind also das zu Hause der Steinewerfer. Vermutlich ist „Home of the rock throwers“ aber kein guter Name für eine touristische Vermarktung. Das klingt nach zu viel Stress für ein bisschen Urlaub.

Römischer Pragmatismus

Nach dem Untergang Karthagos fielen die Balearen 123 v. Chr. also in römische Hände. Und auch die Römer*innen siedelten dort und führten Latein als Amtssprache ein. Sie gaben den Inseln auch neue Namen. Und dabei waren sie wirklich nicht besonders kreativ. Sie sahen da zwei Inseln und nannten die eine balearis maior und die andere balearis minor, was einfach nur „größere“ und „kleinere Baleareninsel“ bedeutet. 

Das umständliche balearis ließ man dann irgendwann weg und nannte die Inseln Maiorica („die Größere“) und Minorica („die Kleinere“). Daraus wurden im Spanischen und Katalanischen Mallorca und Menorca. Das doppelte L in „Mallorca“ kommt daher, dass damit im Spanischen der Laut wiedergegeben wird, für den wir auf Deutsch ein j schreiben. In der alten deutschen Schreibweise Majorka kann man das noch sehen. Und auch wenn wir heute die spanische Schreibweise übernommen haben, spricht man die Insel trotzdem „Majorka“ aus. Wirklich, bitte sagt nicht „Mallorka“. Der Laut hinter dem a ist ein j. Schon seit 2000 Jahren.

Party-Urlaub auf Maxi

Nicht nur wegen der verwirrenden Aussprache könnte man aber mal über eine Umbenennung nachdenken. Denn in der Antike gehörten zu den Balearen wirklich nur Mallorca und Menorca. Ibiza und Formentera, die heute auch dazu gerechnet werden, nicht.

Dementsprechend ist Mallorca ja auch gar nicht mehr nur „die Größere“ im Vergleich zu Menorca, sondern „die Größte“ aller Balearen. Benennen wir die Insel doch deshalb einfach in „Máxima“ um. „Maxi ist nur einmal im Jahr“ kann man ja schließlich auch super grölen.

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Kommentare

Eine Antwort zu „Mallorca – Fremdwort der Woche“

  1. […] So gut, dass es Sisyphus gelang, den Tod abzufüllen. Der Tod verzichtete freundlicherweise darauf Ballermann-Hits zu grölen oder irgendwem in die Sandalen zu kotzen, sondern schlief einfach ein. Er gehörte […]

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