Heute setzen wir mal das Wort „Agenda“ auf unsere Agenda. Wir hatten das Gefühl, dass wir das langsam mal tun müssten. Und damit sind wir auch schon beim Kern des Wortes und bei einem schweren Trauma aller Latein-Schüler*innen.
In vielen Schulen wird noch immer Caesar als erste Original-Lektüre gelesen. Und spätestens dann kommt man meistens nicht mehr drum herum, sich mit diesen Verbformen zu beschäftigen, die so ein auffälliges „nd“ in der Mitte haben. Caesar mochte diese nd-Formen (oder etwas korrekter Gerundium und Gerundivum) echt gerne. Die meisten Schüler*innen eher nicht so. Denn man kann nicht einfach das eine lateinische Wort mit einem einzigen deutschen Wort wiedergeben.
Zunächst aber mal zur Wortbedeutung. Agenda kommt von agere. Das ist ein ziemlich vielfältiges Wort mit der Grundbedeutung „tun, machen“. Und diese Bedeutung hat es auch hier. Das eingeschobene -nd- markiert, dass es sich hierbei sprachlich um ein Gerundivum handelt. Es drückt aus, dass etwas getan werden muss. Und hier kommt jetzt auch der Punkt, warum das für viele Schüler*innen so schwierig ist.
Der immens wichtig zu lesende Grammatik-Abschnitt
Denn die deutsche Sprache hat eine dem Gerundivum ähnliche Konstruktion, benutzt sie aber wirklich selten. Meistens im Beamten- und Juristendeutsch. „Die zu erbringenden Leistungen“ wäre so ein Beispiel. Sagt kein normaler Mensch. Wenn man nicht gerade einen Vertrag aufsetzt, würde man immer von „Leistungen, die erbracht werden müssen“ sprechen. Das einzige „Gerundivum“, das mir einfällt, das im Deutschen wirklich regelmäßig verwendet wird, ist „Auszubildende“, eben „Personen, die ausgebildet werden müssen“.
Nach dem kleinen Grammatikexkurs jetzt aber wieder zurück zur „Agenda“. Da der Wortstamm „tun“ bedeutet, ist eine Agenda also „etwas, das getan werden muss“. Eigentlich sind es sogar mehrere Dinge, die getan werden müssen, denn das -a am Ende zeigt an, dass es sich um ein Neutrum Plural handelt. Und damit sind wir auch schon beim nächsten Thema.
Kann man mehr als eine Agenda verfolgen?
Wenn Agenda doch schon ein Plural ist, kann es dann mehrere davon geben? Um es kurz zu machen: Der Duden sagt ja. Der Plural von „Agenda“ lautet auf Deutsch „Agenden“. Das klingt komisch, ist aber nicht unlogisch. Denn bei einer Agenda handelt es sich ja um eine Summe von Dingen, die zu erledigen sind. Und es kann ja mehrere solcher Summen oder Gruppen geben. Eine Agenda für die Arbeit, eine Agenda für den Haushalt, eine Agenda fürs Einkaufen. Wobei mir da das Wort „Einkaufszettel“ gebräuchlicher scheint.
Und auch außerhalb des beruflichen Kontextes sprechen die meisten Menschen nicht von einer Agenda. Denn es gibt ein englisches Wort, das eins zu eins die Bedeutung von Agenda hat, nämlich „To-Do-Liste“. Eine To-Do-Liste ist eine Sammlung von Dingen, die man tun muss. Und das ist exakt die Bedeutung von Agenda. Vielleicht als kleine Merkhilfe für alle Latein-Schüler*innen: Eine Agenda ist ein To-Do-Liste, die sich wichtig fühlt.
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