Schön, dass ihr beim Fremdwort der Woche wieder dabei seid. Aber wir wissen ja, dass wir nur gebildete, wissbegierige, intelligente und vor allem auch sehr gut aussehende Leser*innen haben. Das könnt ihr jetzt für ein ernstgemeintes Kompliment halten oder für eine völlig übertriebene Schleimerei. Dem Wortursprung nach ist das sowieso sehr ähnlich.
„Kompliment“ geht zurück auf das lateinische Verb complere, was so viel wie „füllen, auffüllen“ bedeutet. Es hat aber auch die Bedeutung „erfüllen“. Etwas, was komplett ist, ist z. B. vollständig erfüllt. So weit, so basic. Man kann sich nun zurecht fragen, was die heutige Verwendungsweise von „Kompliment“ mit „erfüllen“ zu tun hat.
In der heutigen Verwendungsweise taucht das Wort das erste Mal im Spanischen auf (Verb cumplir, Substantiv cumplimiento). Es gelangte von da ins Italienische und Französische und schließlich auch ins Deutsche. Dass das Wort international so erfolgreich war, hat es wohl dem Umstand zu verdanken, dass es ein Wort der Hofsprache war und damit ein Wort, das sich als Fachterminus schnell in ganz Europa verbreiten konnte.
Kompliment und Höflichkeit
Was war aber nun ein Kompliment im höfischen Sinne? Die lateinische Bedeutung „erfüllen“ steckt immer noch in diesem Wort. Denn ein Kompliment ist streng genommen eine „Pflichterfüllung“. Mit einem Kompliment hält man das Gebot der Höflichkeit ein, das in solchen Zirkeln galt. In einem höfischen Umfeld war es schlicht an der Tagesordnung anderen Menschen ständig zu sagen, wie toll sie sind. Dabei war es dann auch nicht so wichtig, ob man wirklich fand, dass der Fürst einen ganz herausragenden Jagderfolg erzielt und man angeblich noch nie in seinem Leben einen derart schnellen Fuchs gesehen habe. Man sagte es trotzdem. Das war höflich. So machte man ein Kompliment.
Das war wie gesagt nicht immer ganz so ernst gemeint, so dass das Wort „Kompliment“ im Deutschen im 16. und 17. Jahrhundert durchaus auch noch die Bedeutung „Schmeichelei“ hatte. Der Grat zwischen einem ernst gemeinten Kompliment und Schmeichelei, weil man sich selbst einen Vorteil verschaffen will, ist auch bis heute schmal.
Wir hoffen also dass ihr bei Komplimenten demnächst nicht immer nur an „Pflichterfüllung“ denkt, weil ihr zu den äußerst gebildeten Leser*innen dieses Blogs gehört, sondern dass ihr eure Komplimente weiterhin so äußert, wie ihr es bisher vermutlich auch getan habt.
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