Sarkophage können total schön sein, richtige Kunstwerke mit figürlichen Darstellungen und tollen Farben. Solche Exemplare findet man dann oft in Museen. Weniger elaborierte Vertreter findet man häufig aber auch in Horrorfilmen, um eine gruselige Atmosphäre zu schaffen. Das passt ganz gut. Denn die Bedeutung des Wortes ist ebenfalls gruselig.
Sarkophage sind keine besonders neue Erfindung. Tote Menschen nicht einfach in der Erde zu verscharren, sondern sie in entsprechenden Behältnissen beizusetzen, kennen wir in der Antike aus Ägypten, aus Kreta, überhaupt aus Griechenland, schließlich auch aus Rom. Und letzten Endes haben auch die Christ*innen diesen Brauch übernommen. Und dann Requisiteur*innen in Hollywoodfilmen.
Dass Sarkophag ein griechisches Wort ist, ist dabei wahrscheinlich für niemanden überraschend. Trotzdem ist es im Deutschen sehr geläufig. Fast jeder weiß, was es bezeichnet, aber kaum jemand weiß, was es ursprünglich bedeutet. Es setzt sich zusammen aus sárx (σάρξ) für „Fleisch“ und phageîn (φαγεῖν) für „aufessen, verzehren“. Ein Sarkophag ist also ein „Fleischfresser“.
Fleischfressende Steine
Das hat mit Kalkstein zu tun. Von fleischfressenden Pflanzen wird der eine oder die andere sicher schon einmal was gehört haben, vielleicht sogar schon einmal voller Hoffnung versucht haben, sie im Sommer dazu zu animieren, endlich mal diese doofen Fliegen in der Wohnung zu fressen. Aber es gibt auch fleischfressende Steine.
In der Antike gab es schließlich ja nicht nur menschliche Leichen, sondern auch mal die ein oder andere tierische Leiche. Und anders als heute wurden diese eher nicht in einem eigenen Grab mit Grabstein und Foto auf einem Tierfriedhof bestattet, sondern manchmal aufgelöst. Klingt herzlos, aber warten, bis sie verwesen, war auch kein Option.
Diese Tierkadaver hat man in der Antike meist mit weißem Ätzkalk (Calciumoxid) aufgelöst. Das Zeug hat seinen Namen nicht umsonst und ist dermaßen ätzend, dass es Kadaver fast komplett (in der Regel bis auf Zähne) auflösen kann. Man kennt das aus Breaking Bad.
Kalkstein und Ätzkalk
Mit menschlichen Leichnamen ging man natürlich etwas anders um. Bei Assos in Kleinasien wurde ein hübscher, weißer Kalkstein abgebaut, aus dem man nicht nur, aber auch Sarkophage herstellte. Von diesem Stein sagte man ebenfalls, dass er einen Leichnam in 40 Tagen komplett zersetzen könne, vermutlich wegen seiner optischen Ähnlichkeit zu Ätzkalk. Da Kalkstein chemisch eher harmlos ist, darf man bezweifeln, dass das funktioniert hat, aber dieser Stein ist der ursprüngliche „Sarkophag“.
Nach und nach setzte sich diese Bezeichnung dann auch für Behältnisse aus anderen Steinen durch. Deshalb sind Sarkophage auch in der Regel aus Stein, entsprechende Behältnisse aus Holz nennt man Särge. Aber das nur am Rande. Um menschliche Leichname vor tierischen Fressfeinden zu schützen, legte man sie also in fleischfressende Steine.
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