skurril – Fremdwort der Woche

Na, wann seid ihr zuletzt Zeuge einer Posse geworden oder habt euch womöglich sogar selbst possenreißerisch verhalten? Keine Sorge, unser Blog ist sprachlich nicht auf einmal ins 19. Jahrhundert abgedriftet. Aber um den Ursprung des Wortes „skurril“ zu erklären, kommen wir um ein paar Possen nicht herum. 

Kaum ein Mensch würde heute aber auf die Idee kommen, „skurril“ mit „possenhaft“ zu übersetzen. Und das liegt sicher auch daran, dass überhaupt kaum jemand noch den Begriff „Posse“ verwenden würde. Also, was hat „skurril“ mit „Possen“ zu tun? Und was zum Henker ist überhaupt eine Posse?

Als skurril bezeichnen wir heute Dinge, Ereignisse oder Vorfälle, die äußerst ungewöhnlich sind.  Das Auftreten von Harald Glööckler zum Beispiel würden manche als skurril ansehen. Dabei unterliegt es natürlich dem eigenen subjektiven Urteil, wo man die Grenze zwischen „extravagant“ und „skurril“ zieht. 

Auch Ereignisse und Geschichten können skurril sein, wie die der Frau, die in Australien wegen Mordes an ihrem Säugling verurteilt wurde. Dabei beharrte sie die ganze Zeit darauf, unschuldig zu sein. Sie sei mit dem Baby zelten gewesen, und es sei von einem Dingo gefressen worden

Die gute Frau saß jahrelang im Knast, weil ihr niemand glaubte. Doch dann wurden durch Zufall die Überreste eines Säuglings in der Nähe eines Dingobaus gefunden. Inzwischen gilt der Tod des Babys auch offiziell als Folge eines Dingo-Angriffs. 

So eine Geschichte kann man skurril nennen. 

Auch das Verhalten und Auftreten von Personen kann man als skurril betrachten. Wenn man sich die aktuelle Top-Riege der amerikanischen Politik anschaut, kann man das wohl im Hinblick auf Skurrilität kaum noch toppen.

Anhand der amerikanischen Politik kann man auch gut sehen, dass Dinge, die skurril sind, auch unfreiwillig komisch sein können. Und damit kommen wir langsam zum Ursprung unseres Fremdworts. Denn das, was man dort tagtäglich in den Nachrichten vorgeführt bekommt, verdient mit Sicherheit die Bezeichnung „Posse“. Wenn man denn dieses Wort überhaupt benutzen will. 

Wenn ihr nach dem Lesen dieses Beitrags übrigens das Wort „Posse“ und alle seine Varianten und Ableitungen nicht mehr hören könnt, seid ihr nicht allein. Das geht dem Verfasser genauso. Was ist das überhaupt für ein Wort, „Posse“? Allein das müsste man eigentlich schon erklären. 

Also machen wir das vielleicht mal, aber das kann man glücklicherweise kurz fassen: Eine Posse ist ursprünglich ein lustiges Bühnenstück, das vor allem von Klamauk und Übertreibung lebt. Der Begriff wurde aber recht schnell auf den Alltag übertragen. 

Eine Person, die dauernd Klamauk veranstaltet oder sich auf komische Weise übertrieben verhält, kleidet oder schminkt, wurde als Possenreißer*in bezeichnet. Und das lateinische Wort dazu lautet scurra

Auch schon in der römischen Antike gab es Komödien, die von Slapstick und Klamauk lebten.  Das Phänomen der „Posse“ war also damals schon durchaus bekannt. Und auch der Begriff scurra kommt darin vor, als Beschimpfung für eine Person, die mit ihrem übertriebenen und klamaukhaften Verhalten kaum ernst zu nehmen war und vielleicht auch das eine oder andere Mal ziemlich nerven konnte. Ein Possenreißer eben.

Das ist der Ursprung des Wortes skurril. Es bedeutet im Kern also tatsächlich „possenhaft“, bezeichnet also etwas, was eigentlich in ein albernes Theaterstück gehören würde. So wie die derzeitige Shitshow in den USA. 

Man könnte ja drüber lachen, wenn es nicht so ernst wäre. Andererseits: Manchmal kann man auch nur noch lachen. Und manche Sachen sollte man vielleicht auch mit einem gewissen Humor nehmen. Es bleibt ja kaum was Anderes übrig. 

Schlagwörter:

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert