ambulant – Fremdwort der Woche

Wenn eine medizinische Behandlung ambulant durchgeführt werden kann, ist das meistens ein gutes Zeichen, denn man kann danach wieder nach Hause gehen. Das Gegenstück dazu sind stationäre Aufnahmen im Krankenhaus. 

Aber: Auch dort kann man ambulant behandelt werden, obwohl es doch auch spezielle Ambulanzen gibt, die wiederum stationär sind. Verwirrt? Wir sortieren das mal.

Zunächst einmal der einfache Part: Das Wort „ambulant“ hat tatsächlich seine Berechtigung als Gegenstück zu „stationär“. Es kommt vom lateinischen Wort ambulare, was so viel wie „umherziehen“ oder „wandern“ bedeutet. Das Partizip dazu lautet ambulans, „umherwandernd“. Ein Patient, der ambulant behandelt wird, wandert danach wieder herum. Also, bestenfalls nach Hause und nicht ziellos durch die Gegend. 

So erklärt sich, warum eine ambulante Behandlung eben ambulant ist. Und es erklärt, warum wir bestimmte medizinische Einrichtungen als „Ambulanz“ bezeichnen. Die Patient*innen, die dort behandelt werden, sind gehfähig, wie man so schön sagt. Sie kommen auf den eigenen Beinen in die Ambulanz und verlassen sie so auch wieder. 

Aber ein Krankenwagen wird doch auch gelegentlich als „Ambulanz“ bezeichnet, auch wenn diese Bezeichnung im Deutschen nicht so gängig ist wie beispielsweise im Englischen. Die Patient*innen in Krankenwagen sind aber überwiegend nicht mehr gehfähig. 

Offenbar bezieht sich der Begriff „Ambulanz“ in diesem Fall also nicht auf die betroffenen Personen, sondern auf das Gefährt, das sozusagen „herumwandert“. Irgendwie schon etwas merkwürdig, dass wir den Begriff „ambulant“ oder „Ambulanz“ im einen Fall von der betroffenen Person aus denken, im anderen Fall dann aber vom Ort der Behandlung. 

Das hat etwas damit zu tun, dass die Begriffe in unterschiedlichen Zusammenhängen entstanden sind. Und schuld daran sind die Franzosen. Die Begriffe gelangten beide über das Französische in die deutsche Sprache. Das Wort ambulant als Beschreibung einer Behandlung, die nicht stationär erfolgte, ist schon im 18. Jahrhundert belegt. 

Darüber hinaus bezeichnete der französische Ausdruck ambulance aber während der Napoleonischen Kriege auch ein Feldlazarett. Und die waren meistens ja relativ mobil. Auch Transportwagen für Kranke und Verletzte wurden mit diesem Begriff bezeichnet. So kommt die Tatsache zustande, dass man mit dem Begriff „Ambulanz“ im Sinne von „Krankenwagen“ auf die mobile medizinische Einrichtung abzielt.

Leider ist es aber nicht so einfach geblieben, zumindest im Deutschen. Denn hier bezeichnen wir heute auch Einrichtungen als Ambulanzen, die eben gerade nicht mobil sind. Aber die Patient*innen sind es, weshalb es trotzdem Ambulanzen sind. Können wir uns da irgendwie mal entscheiden?

Vielleicht ist es letzten Endes aber auch egal. In der Praxis gibt es schließlich selten Verwirrungen. Wenn ich in eine chirurgische Ambulanz gehe, dann ist klar, dass ich damit kein Feldlazarett meine, sondern in der Regel wohl eine stationäre Praxis. Und es ist auch klar, dass ich nach der Behandlung wohl direkt wieder nach Hause gehen kann. 

Es bleibt aber, dass eine Person aus der Antike diese Bezeichnungen trotzdem allesamt seltsam gefunden hätte und wahrscheinlich auch ein wenig belustigt wäre. Denn das lateinische Wort ambulare findet sich tatsächlich ausschließlich im Sinn von „umherwandern“ oder sogar „spazierengehen“. Und auch wenn viele ambulante Behandlungen heutzutage Routine sind – ein Spaziergang sind sie dann wohl eher doch nicht. 

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