trivial – Fremdwort der Woche

Verkehrsplaner*innen würden vielleicht widersprechen, aber Kreuzungen sind trivial. Wirklich. Ganz wörtlich. Wie es eine Weggabelung geschafft hat, für etwas allgemein Bekanntes, Unbedeutendes und wenig Komplexes zu stehen, erfahrt ihr im Fremdwort der Woche.

Wenn ich so an die Fahrschule zurückdenke, fand ich Kreuzungen keineswegs so trivial. Also bei uns auf dem Dorf vielleicht schon noch einigermaßen, aber da gab es ja nicht mal Ampeln. Aber in Städten dann mit mehreren Fahrspuren, Straßenbahn, Radwegen und jeder Menge Fußgänger*innen konnte es einem dann schon mal durchgehen, dass da vorne ein Stoppschild gestanden hatte. Blöd und sicher ohne Fahrerfahrung nicht trivial.

Antiker Dorfklatsch

Dabei sind Kreuzungen und noch eher Gabelungen dem Wort nach genau das: trivial. Denn die Vorsilbe tri- steht im Lateinischen für „drei“ und via bedeutet „Weg“. Ein trivium ist also das Aufeinandertreffen von drei Wegen, sprich eine Weggabelung. In der Antike waren solche Wege manchmal auch hochfrequentiert, weniger von Straßenbahnen und LKW, aber dafür von Personen.

Man ging dort aber nicht nur vorbei, sondern kam dort auch zusammen. Es waren öffentliche Orte, an denen manchmal auch kleine Kultstätten lagen, an denen man noch schnell Hermes oder Hekate um eine gute Reise oder die Erfüllung sonstiger Wünsche bitten konnte. Das waren natürlich keine riesigen Tempel. Moderne Wegkreuze sind vielleicht ein ganz guter Vergleich. Und währenddessen konnte man auch noch den neuesten Klatsch und Tratsch austauschen.

Was an diesen Wegkreuzungen besprochen wurde, war also in der Regel allgemein bekannt und vermutlich auch meistens nicht besonders tiefsinnig. 

Grammatik ist trivial

Im Mittelalter kam dann noch hinzu, dass ein gebildeter Mensch sich mit insgesamt sieben Künsten auskennen sollte. Dazu studierte man zunächst das Trivium aus Grammatik, Rhetorik und Dialektik (in der heutigen Philosophie „Logik“). Diese galten als einfach und als Grundvoraussetzungen, um sich danach den anspruchsvolleren, mathematischen Fächern des Quadriviums widmen zu können: Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musik. Ja, Musik ist Mathematik. Also zumindest im Mittelalter. Dabei sei noch angemerkt, dass es dabei auch nicht um Blockflötenunterricht ging, sondern um Harmonik.

Die drei grundständigen Studienfächer bildeten also das Trivium. Auch das wirkte in den Begriff „trivial“ mit hinein. Es waren eben die Skills, die jeder gebildete Mensch so draufhatte.

Deswegen an dieser Stelle noch die kulturell-gebildete Zusammenfassung des Artikels:

Ich habe heute in der Bootsfahrschule gelernt, dass Kreuzungen trivial sind.

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