Abenteuer – Fremdwort der Woche

Die Herkunft des Begriffs „Abenteuer“ ist abenteuerlich. Nicht im ursprünglichen Sinn des Wortes, aber im modernen. Irgendwie sieht das Wort deutsch aus, ist es aber nicht. Den lateinischen Ursprung erkennt man auf den ersten Blick aber auch nur noch schlecht. Und dann ist der Begriff auch eigentlich so weit gefasst, dass so ziemlich alles ein Abenteuer ist, obwohl nur sehr bestimmte Dinge damit gemeint waren. Bis in die Moderne, wo dann auf einmal auch die durchorganisierte TUI-Safari in Südafrika ein Abenteuer sein kann. Aber von vorne.

Das Wort „Abenteuer“ geht zurück auf das lateinische Verb advenire, was „ankommen“ bedeutet. So wie im Wort „Advent“, die Zeit, in der sich Christ*innen auf die Ankunft Jesu vorbereiten. Hättet ihr auch direkt erkannt, oder? „Advent“ und „Abenteuer“ sind quasi Brüder. Während es im Advent aber eher besinnlich zugeht, passiert bei einem Abenteuer eher das Gegenteil.

Die konkrete grammatikalische Form, von der sich „Abenteuer“ ableitet, ist adventura. Das ist ein substantiviertes Partizip Futur im Neutrum Plural – für alle, die das schon immer wissen wollten. Für alle, die das absolut nicht interessiert: Man kann es übersetzen mit „Dinge, die noch ankommen werden“. Mein Paket ist also ein Abenteuer. Hoffentlich. Im Vulgärlatein der Spätantike (das ist nichts Unanständiges, sondern die Bezeichnung für die Umgangssprache ) waren mit adventura einfach zukünftige Ereignisse gemeint. 

Die edlen Ritter und ihre Abenteuer

In dieser Bedeutung wäre also erstmal alles, wirklich alles ein Abenteuer. Der Acht-Stunden-Tag im Büro, der Besuch der Schwiegermutter, den Müll runterbringen. Alles Abenteuer. Im Mittelalter, als das Wort erstmals als āventiure oder ābentiur ins Deutsche kam, war das aber nicht gemeint. Zu dieser Zeit waren Abenteuer vor allem außergewöhnliche Ereignisse, die oft mit einer Reise und kulturellen und ethischen Vorstellungen verbunden waren. Und ein Abenteuer war etwas sehr ernstes. Parzival war ein Abenteurer oder Erec. Oder die Typen aus den Nibelungen. Dort heißen die einzelnen Bücher des Gesamtwerks sogar „Aventiure“. Das so etwas auch waghalsig und gefährlich sein konnte, schwang schon zu diesem Zeitpunkt in dem Begriff mit.

Dieser Aspekt rückte dann auch in späterer Zeit in den Vordergrund. Auch wenn wir es heute auch noch als Abenteuer ansehen würden, den Atlantik mit einem Segelboot zu überqueren oder den Mount Everest zu besteigen, wurden in der Neuzeit dann auch nicht mehr ganz so gefährliche Unternehmungen als „Abenteuer“ deklariert. Achterbahnfahren zum Beispiel oder All-Inclusive-Urlaub auf Kuba. Das ist vermutlich weder ernst noch wirklich gefährlich. Wenn ihr auf so was steht, hoffen wir aber für euch, dass das wirklich Abenteuer sind – also im eigentlichen Sinn als „Dinge, die noch kommen werden“.

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