anthrazit – Fremdwort der Woche

Mint, Flieder, Limone – wer Mode designt, muss sich wohl nicht nur mit Schnitten, Farben und Materialien beschäftigen, sondern sich offenbar für die verwendeten Farben auch noch möglichst fancy Bezeichnungen ausdenken. Sehr oft findet man dabei Namen von Pflanzen, Früchten und Blumen. Das könnte daran liegen, dass jede*r damit etwas Positives verbindet.

Auch Essen scheint hoch im Kurs zu stehen: Bei Curry kann man ja noch einsehen, inwiefern das geeignet ist, um eine Farbe zu beschreiben. Aber spätestens bei Erdbeersahne kann man sich dann auch fragen, warum da nicht einfach rosa steht.

Manchmal geht es aber auch unter die Erde. Kobalt und Kupfer scheinen ebenfalls beliebte Farbbezeichnungen zu sein – und eben auch anthrazit. Anthrazit ist ein dunkler, glänzender Grauton. Das griechische Wort, das dem zugrunde liegt ist anthrax (ἄνθραξ). Es bedeutet schlicht „Kohle“ oder „Steinkohle“. Und die glänzt wirklich sehr schön dunkelgrau. Für einen dunklen Grauton eignet sich das Wort also schon. Und es klingt schon wirklich cooler als „kohlefarben“.

Aus dem Tagebau ins Rampenlicht

Es gibt so viele Farbnuancen und es ist ja auch schön, dass man sich Mühe gibt, diese möglichst akkurat zu beschreiben. Viele Menschen kommen damit sehr gut klar. Man sagt allerdings heterosexuellen Männern ja nach, dass sie keine Farben über die Grundfarben hinaus wahrnehmen und beschreiben können. Rot, blau, gelb, grün. Das muss auch wirklich reichen. Pink und rosa zu unterscheiden, stellt die meisten dann schon vor eine unlösbare Aufgabe. Aber mal ehrlich, ab einem gewissen Punkt kann ich das dann sehr gut nachvollziehen. Oder kann mir mal jemand den Unterschied zwischen Graphit, Schiefer und anthrazit erklären? Oder ist das einfach alles dunkelgrau?

Nachts sind alle Katzen grau. Das soll ja heißen, dass sie nachts alle gleich aussehen. Aber damit ist ja noch nicht gesagt, ob ein paar von denen hellgrau, andere dunkelgrau, manche anthrazit, einige schieferfarben und wieder andere graphitfarben sind. Vielleicht kann man Katzen in der Nacht doch ganz gut auseinanderhalten, wenn man Modedesign studiert hat.

Auch wenn viele Farbbezeichnungen etwas seltsam sind und man sich fragt, warum es sie gibt: Im Grafik- und Webdesign und in der Drucktechnik werden sie alle nur noch durch Zahlenwerte wiedergegeben. Und vielleicht ist „Anthrazit“ dann doch am Ende eine schönere Bezeichnung als „#293133“ oder „RGB 16/19/20“.

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