Ich würde das Fremdwort der Woche ja gerne mit woken politischen Forderungen beginnen wie „Emanzipiert euch!“ Und zwar alle, nicht nur die Frauen. Dem Wortursprung nach könnt ihr das aber gar nicht selber. Sorry.
Das Wort „Emanzipation“ kommt vom lateinischen emancipatio. Das wiederum geht zurück auf den Ausdruck e manu capere, was ganz wörtlich „aus der Hand nehmen“ bedeutet, etwas weniger wörtlich aber auch „aus der Vormundschaft entlassen“.
Männer und Sklav*innen – wer überhaupt emanzipiert werden kann
In der Antike passierte diese Emanzipation in der Regel in zwei Fällen. Im ersten Fall ist Emanzipation lustigerweise etwas, was nur Männer betrifft. Und zwar ist es im alten Rom die offizielle Entlassung eines Sohnes in die Mündigkeit. Ein Sohn stand so lange unter der Vormundschaft seines Vaters, bis der Vater starb oder ihn daraus entließ. Erst dann war er finanziell selbstständig und konnte eine eigene Familie gründen.
Warum gibt es diese Emanzipation nun nur für Söhne? Nun ja, Frauen unterstanden in Rom immer der Vormundschaft von irgendwem – entweder der des Vaters oder der des Ehemannes. Rechtlich selbstständig waren Frauen aber nie. In diesem Fall waren es also immer die Männer, die sich für ihre eigene Emanzipation einsetzen müssen.
Der zweite Fall betraf Sklav*innen und hatte mit deren Freilassung zu tun. Hierbei wurde nun auch tatsächlich etwas „aus der Hand genommen“. Bei der Emanzipation, also der Freilassung von Sklav*innen, erhielten diese im Rahmen einer Freilassungszeremonie eine Filzkappe aus der Hand ihres ehemaligen Herrn. Das klingt ein bisschen nach den Hauselfen bei Harry Potter, denen man eine Socke schenken schenkt. Trotzdem: Die Filzkappe gilt als das Symbol einer freien Person.
Wie man sich selbst emanzipiert
In der Antike konnte man sich also gar nicht selbst emanzipieren. Man musste emanzipiert werden, vom Vater oder vom ehemaligen Herrn. Das widerspricht natürlich der Grundannahme moderner Gesellschaften, dass alle Menschen grundsätzlich frei sind. In der Neuzeit kam mit der Aufklärung die Forderung auf, sich selbst zu emanzipieren, unabhängig zu werden von einengenden Vorschriften, die einem qua Geburt auferlegt wurden. Also z. B. die Ständegesellschaft zu überwinden, die Menschen durch den Zufall der Geburt in bestimmte Rollen zwang.
Von dieser Vorstellung, sich keine Rollen von außen aufzwängen zu lassen, wurde der Begriff später auch für bestimmte gesellschaftliche Gruppen übertragen. Dann ist zum Beispiel von „Judenemanzipation“ die Rede. Oder eben von „Frauenemanzipation“. Die war dann so einflussreich und wirkmächtig, dass einem heute eigentlich fast immer Frauenemanzipation in den Sinn kommt, wenn von Emanzipation die Rede ist.
Der Begriff hat also schon eine lange Geschichte hinter sich und angesichts der Tatsache, dass es dabei ursprünglich um eine Befreiung von Vormundschaft oder gar Sklaverei ging, kann ich hier doch noch ganz gut abschließen mit: Emanzipiert euch!
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