kalkulieren – Fremdwort der Woche

Kam es euch auch schon immer so vor, als hätte kalkulieren etwas mit verkalken zu tun? Oder bin ich die Einzige? Die gute Nachricht für alle, die sich das schon immer (nicht) gefragt haben: Hat es tatsächlich.

Sowohl „Kalk“ als auch „kalkulieren“ gehen nämlich im Kern auf dasselbe Wort zurück. Calx bedeutet auf Latein einfach „Kalkstein“, womit zumindest die Herkunft von „Kalk“ schon mal geklärt wäre. Aber was hat „kalkulieren“ mit Kalkstein zu tun?

„Kalkulieren“ gibt es im Deutschen seit dem 16, Jahrhundert. Das Wort stammt aus der Sprache der Kaufleute und bedeutete dort „zusammenrechnen, berechnen“. Das bedeutet es auch heute noch. Wer etwas kalkuliert, berechnet etwas. Das können ganz konkret Geldwerte sein, wie Preise, Einnahmen, Nebenkosten. Es können aber auch abstraktere Dinge sein. Wer ein Risiko kalkuliert, „berechnet“, ob sich etwas lohnt oder nicht. Und wer kalkuliert, ob er oder sie einen Schirm einpacken sollte, „berechnet“, wie das Wetter wohl werden wird und ob es sich dafür lohnt, den ganzen Tag mit einem Schirm herumzulaufen. „Kalkulieren“ kann also übertragen auch „abwägen“ oder „planen“ bedeuten.

Dabei ist das Berechnen aber tatsächlich der Ursprung des Wortes und hier finden wir auch das fehlende (Kalk-)Steinchen in unserem Mosaik. Vom Wort calx „Kalkstein“ gibt es eine Verkleinerungsform. Diese heißt calculus und bedeutet „Steinchen“. Das konnte in der Antike jeder kleine Kieselstein sein, aber auch bestimmte Steinchen wie Spielsteine oder Stimmsteine bei Abstimmungen. Oder Rechensteine.

Rechnen mit römischen Zahlen ist gar nicht so leicht. In der Antike nahm man daher oft die Finger zur Hilfe (s. digital) oder Rechenbretter, auf denen man kleine Steinchen verschob. Das war auch noch im Mittelalter lange gängige Praxis. Auch diese Rechensteine heißen calculi. Wer also etwas kalkulierte, berechnete also etwas mit Hilfe von kleinen Steinen.

Heute rechnen wir natürlich anders. Die arabischen bzw. indischen Ziffern haben stark zur Vereinfachung von Rechnungen beigetragen. Im Englischen gibt es aber bis heute immer noch den calculator, den Taschenrechner, auch wenn dabei niemand mehr Steine durch die Gegend schiebt.

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