Kristall – Fremdwort der Woche

Der Winter naht und damit auch die Jahreszeit der Kristalle. Das klingt vielleicht ein wenig nach Esoterik-Ratgeber hat aber etwas mit dem Ursprung des Wortes zu tun. Es steht die Zeit des Jahres bevor, wo die Straßen wieder kristallin werden.

Das Wort Kristall gibt es fast genauso schon im Griechischen. Krystallos (κρύσταλλος) bedeutet zunächst einmal „Eis“. Der vordere Bestandteil cry-o- („eiskalt“) ist heute noch in vielen technischen Fremdwörtern zu finden. In der nächsten Zeit dürfte es also wieder besonders viel Kristall zu sehen geben, wenn es kalt genug dafür wird. 

Schon in der Antike bedeutete krystallos aber auch „Bergkristall“. Das ist irgendwo naheliegend, denn dabei handelt es sich um einen klaren, durchsichtigen Edelstein, der optisch schon deutlich an Eis erinnert. 

Bei der optischen Ähnlichkeit hört es aber noch nicht auf. Die Römer und Griechen kannten den Bergkristall in erster Linie aus den Alpen. Auf den dortigen Gletschern lag das ganze Jahr über Schnee und Eis. Eine Verbindung mit dem Stein herzustellen, der von dort kam und dann auch noch wie Eis aussah, war also nicht so abwegig.

Der Naturforscher Plinius der Ältere beschrieb in seiner „Naturalis historia“ auch schon den Bergkristall.1 Für ihn war es eine Art versteinertes Eis, ein Eis, das nicht schmelzen konnte. Damit hatte der Bergkristall als für alle Ewigkeit gefrorenes Wasser auch schon etwas Überzeitliches und Göttliches. Diese Vorstellung, dass es sich bei Bergkristall um ewiges Eis handele, hielt sich bis ins 16. Jahrhundert. 

Schon in der Antike und vor allem im Mittelalter war Bergkristall ein beliebter Edelstein. Nero soll am liebsten aus Bechern aus Bergkristall getrunken haben und auch in Amuletten fand er Verwendung. Wegen seiner Bedeutung als ewiges Eis findet er sich auch in vielen sakralen Gegenständen im Christentum des Mittelalters.

Dass es sich bei Bergkristall nicht um gefrorenes Wasser handelt, weiß man mittlerweile. Heute heißen auch andere Materialien „Kristall“, wenn ihr Aufbau einer bestimmten Gitterstruktur entspricht. Dazu zählen viele Minerale, zum Beispiel auch Diamanten. Aber auch Zucker ist eine kristalline Substanz. Dabei sind Kristalle insgesamt weder immer farblos (wie Eis) noch immer transparent (wie Eis). Es gibt sie auch in bunt und trüb. Aber auch Eis ist die kristalline Form von Wasser. Von daher lagen die Römer und Griechen in der Antike gar nicht so falsch.

  1. Plinius der Ältere, Naturalis historia 37, 27

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