Charaktere kennt man aus Filmen, Serien und Videospielen. Da sind es die Figuren, um die sich die Handlung entfaltet. Gleichzeitig bezeichnet der „Charakter“ aber auch die Eigenheiten einer Person. Wie kommt es zu diesen Bedeutungen? Und was hat das alles mit Geld zu tun?
Münzen haben Charakter
Das Wort χαρακτήρ (charaktér) stammt aus dem Altgriechischen und hat tatsächlich ursprünglich was mit Geld zu tun. Also, jedenfalls wurde es im dem Zusammenhang regelmäßig verwendet. Χαρακτήρ (charaktér) heißt „Prägung“.
Um den Zahlenwert oder die Bilder zu erzeugen, die auf einer Münze zu sehen sind, müssen diese ja irgendwie ins Metall gebracht werden. In der einfachsten Variante nimmt man sich ein Stück Metall, das den gewünschten Gegenwert hat und haut drauf. Aber nicht einfach mit einem Hammer, denn dann wird das Metallstück einfach nur platt. Ein flacher Charakter sozusagen.
Man nimmt dafür eine Art Form oder Negativ, das mit Gewalt auf das Metall gehauen wird. Man nennt dieses Negativ auch einen „Prägestempel“. Diesen Prägestempel kann man natürlich vielfach verwenden, um eine hohe Anzahl an Münzen zu prägen. Die sind dann mehr oder weniger gleich, weil sie alle vom selbem Prägestempel stammen. Man kann auch sagen, es handelt sich um gleiche Prägungen (Charaktere).
Aber wie kommt man jetzt von den Münzen zu den Menschen? Das hat was mit Theophrast zu tun. Na, wer kennt ihn nicht? Dabei hat er eine ziemlich erstaunliche Nachwirkung gehabt. Theophrast stellte nämlich fest, dass man Menschen zu unterschiedlichen Typen ordnen kann. Also so ähnlich wie Münzen, die vom selben Prägestempel stammen.
Zwei vom gleichen Schlag
Theophrast war überhaupt sehr gut im Ordnen und sortieren. Er hat auch Pflanzen und Steine kategorisiert. Das hat unser europäisches Denken stark geprägt, wobei man fairerweise sagen muss, dass dafür nicht nur Theophrast allein verantwortlich ist, sondern auch ein gewisser Aristoteles und einige andere. Aber das führt hier zu weit.
Jedenfalls hat Theophrast ein berühmtes Werk über „typische“ Arten von Menschen verfasst, wie zum Beispiel den „Abergläubischen“, den „Miesepeter“ oder den „Schwätzer“. Diese Art, menschliche (Haupt-)Eigenschaften zu Kategorien zusammenzufassen, wirkt bis heute nach. Jemand ist halt einfach ein „typischer Proll“ oder eine „typische Beauty-Tussi“.
Stereotype finden sich ganz schön oft
Aber nicht nur im Alltag hat das seine Spuren hinterlassen, sondern speziell auch im Unterhaltungs- und Kulturbereich. Im Film hatte man es ja auch lange Zeit mit mehr oder weniger festen Stereotypen zu tun, die immer wieder auftauchten, wie dem „jugendlichen Rebellen“ oder „dem hübschen, aber dummen Blondchen“, das im Horrorfilm auf besonders grausame Weise sterben muss.
Allerdings wissen wir heute natürlich, wie zwiespältig solche Ordnungssysteme sind. Sie helfen uns, die Welt um uns herum zu verstehen. Sie können aber auch ein Fluch sein, wenn sie allzu starr verstanden werden. Die Übergänge zwischen den Charaktertypen sind ja fließend.
Daher sind auch die Charaktere in modernen Filmen oder Serien eigentlich nicht mehr so eindimensional wie vielleicht noch in den 50er- oder 60er-Jahren. Heute erwarten wir, als Publikum überrascht zu werden und Charaktere zu erleben, die nicht so glatt sind. Und das Gleiche gilt auch für Videospiele. In den 90ern gab es da noch „den“ Superhelden, „den“ Endgegner – und natürlich Prinzessin Peach, die man aus dem düsteren Schloss retten musste.
Na, so ganz sind Videospiele vielleicht noch nicht über diese starren Charaktere hinweg, aber immerhin: Ob man so ein rosarotes Klischee wie Prinzessin Peach heute im Jahr 2021 noch mal programmieren würde, lassen wir hier mal offen.
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