Planet – Fremdwort der Woche

Wenn es früh dunkel wird, ist die Gelegenheit günstig, öfter mal in den Nachthimmel zu schauen und die Sterne und Planeten zu betrachten, die dort leuchten. Und dort gibt es immer mal wieder etwas Anderes zu sehen. Das liegt daran, dass die Planeten eben wandern.

„Planet“ kommt aus dem Griechischen von planétes (πλανήτης), was „umherschweifend“ bzw. „wandernd“ bedeutet. Denn die Planeten ändern ständig ihre Position, indem sie um die Sonne kreisen. In der Antike, als dieser Begriff aufkam, war allerdings noch nicht bekannt, dass die Planeten sich auf einer Umlaufbahn um die Sonne bewegen. Man ging noch von einem geozentrischen Weltbild mit der Erde als Mittelpunkt aus. Aber auch von der Erde aus betrachtet wirkt es natürlich so, als würden die Planeten über den Himmel wandern, wobei sich in Wirklichkeit die Position der übrigen Planeten ebenso verändert, wie die der Erde selbst. 

In der Antike galten daher auch andere „wandernde“ Gestirne als Planeten, z. B. Sonne und Mond. In der Astrologie, bei Horoskopen und dergleichen werden Sonne und Mond deshalb auch heute immer noch miteinbezogen, obwohl sie einer modernen Definition von „Planet“ als kugelförmiges Objekt, das sich um die Sonne bewegt, widersprechen. When the moon is in the seventh house usw. Ihr wisst schon.

Die Umherirrenden

Die eher ungebräuchliche deutsche Übersetzung „Wandelstern“ gibt die Bedeutung von „Planet“ im Übrigen sehr exakt wieder. Die wandernden Himmelskörper bilden dabei den Gegenpunkt zu den „Fixsternen“, die unbeweglich am Firmament zu verharren scheinen und deren Abstände zueinander vermeintlich immer gleich bleiben. Vermeintlich wie gesagt. Denn mittlerweile hat man nachgewiesen, dass sich auch Fixsterne bewegen. Allerdings so langsam mit dem Bruchteil eines Grades pro Jahrhundert, dass diese Bewegung kaum wahrnehmbar ist.

Die Chance einen Planeten im Gegensatz zu einem Fixstern zu sehen, ist statistisch übrigens in unserem Sonnensystem relativ gering. Denn die etwa 1500 bis 3000 Fixsterne in der Milchstraße sind von einem einzigen Standpunkt der Erde aus ständig sichtbar. Planeten deutlich weniger. 

Die heiligen drei Könige in der Bibel folgten übrigens auch ausdrücklich einem Stern, den sie aufgehen gesehen hatten und der ihnen den Weg nach Bethlehem wies, und keinem Planeten, was ja dem Wortursprung nach auch sinnvoll gewesen wäre. Ob den Autoren der Bibel der Unterschied bekannt war, ist strittig.

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Kommentare

2 Antworten zu „Planet – Fremdwort der Woche“

  1. Ja, die Magier aus der sogenannten »Bibel«, aber was ist denn mit der Vorhersage einer Sonnenfinsternis in der viel älteren und schöneren Odyssee?

    »Astronomen haben anhand einer in Homers Odyssee beschriebenen Sonnenfinsternis die Ankunft von Odysseus in Ithaka datiert: Demnach kehrte der sagenhafte König und Heerführer am 16. April 1178 vor Christus nach seiner Irrfahrt auf seine Heimatinsel zurück. Das fanden die Wissenschaftler heraus, als sie den in der Odyssee beschriebenen Bericht über die Sonnenfinsternis und weitere Anspielungen auf astronomische Begebenheiten auf ihre Stimmigkeit hin untersuchten.«

    Quelle:
    https://www.wissenschaft.de/astronomie-physik/wann-odysseus-nach-ithaka-zurueckkehrte/

    Wir wollen Ihnen diese Magier (»heilige drei Könige«) nicht schlechtreden. Ein bisschen Zauberei, warum denn nicht? Ein Himmelsereignis in der realen Welt konnte den biblischen Aussagen noch nicht zugeordnet werden. Das spricht für einen übernatürlichen Eingriff Gottes.

    (Das ist natürlich ein Witz.)

    Aber keine Angst. Es gibt Homeriden, die auch Christen sind; und es gibt welche, die damit wenig zu tun haben und die christlichen Werke noch nicht gelesen haben, aus Zeitgründen oder aus anderen Grunden.

    Also Hölderlin auf der einen und Nietzsche auf der anderen Seite.

    1. Avatar von Lucius

      Das ist ein interessanter Ansatz, was die Datierung angeht, aber auch sehr gewagt. Es kommt ja alle paar Jahre mal vor, dass Erkenntnisse veröffentlicht werden, die die Historizität der homerischen Epen belegen wollen.

      Damit muss man aber sehr vorsichtig sein, denn es gibt ein ganz grundsätzliches Problem: Sowohl die Ilias als auch die Odyssee sind literarische Werke und keine Geschichtsschreibung. Um das Beispiel der Sternkonstellationen und der Sonnenfinsternis zu nehmen: Durchaus möglich, dass Homer Ereignisse und Begebenheiten in seinen Text einbaut, die zeitlich nicht zusammengehören.

      Das gilt im Übrigen für die Bibel genauso. Es handelt sich um einen literarischen und dazu noch religiösen Text. Er war nie als historischer Tatsachenbericht gedacht.

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