Pol – Fremdwort der Woche

Wir kennen einen Nordpol und einen Südpol. Und weil das zu langweilig ist, gibt es beide auch noch mal in der Variante „geografisch“ und „magnetisch“. Aber eine Batterie kann auch auch zwei Pole haben. Was bedeutet „Pol“ also eigentlich? 

Einfaches Wort – komische Vorstellung

Die Herkunft des Wortes lässt sich zunächst mal relativ leicht erklären. Es kommt vom Altgriechischen πόλος (pólos), was so viel bedeutet wie „Drehpunkt“. Ein „Pol“ ist damit im Griechischen ein Punkt, an dem oder um den herum sich etwas dreht. Gut, das ist bei der Erde gut nachvollziehbar, denn die dreht sich ja um ihre Pole. Aber  was hat das mit einer Batterie zu tun?

Um das zu erklären, müssen wir trotzdem zuerst mal bei der Astronomie bleiben. Zunächst bezeichnete der Begriff „Pol“ keinen Punkt auf der Erdkugel, wie heute. Es war vielmehr anders herum. Denn für die Menschen der frühen Antike sah es so aus, als würden sich die Himmelskörper (Sonne, Mond, aber auch die Sterne) über ihren Köpfen von der einen zur anderen Seite bewegen. Sie gingen noch von einer stationären Erde aus, die sich nicht drehte. Vielmehr waren es die Himmelskörper, die sich drehten, und zwar um einen imaginären Punkt am Nord- und um Südhimmel. Das Wort „Pol“ bezeichnete also ursprünglich einen Drehpunkt am Himmel


Dieses Foto, eine Langzeitbelichtung, macht den „Drehpunkt“ des Himmels ziemlich gut sichtbar, um den herum sich scheinbar die Objekte am Himmel drehen.
Foto: Anton Yankovyi (CC-BY SA4.0)

Trotzdem sollte man diese Gelegenheit nutzen, um mit einem Mythos aufzuräumen: Wir reden hier über die frühe Antike. Also wirklich früh. Seit Pythagoras (6. Jhd. v. Chr.) und auch später bei den philosophischen Größen Platon oder Aristoteles, war die Kugelgestalt allgemein akzeptiert. 

Die wussten damals schon, dass die Erde keine Scheibe war

Der griechische Mathematiker Eratosthenes berechnete sogar schon im späten 3. Jhd. vor Christus ziemlich genau den Umfang der Erdkugel. Die Annahme, dass man in der Antike und im Mittelalter glaubte, die Erde wäre eine Scheibe, ist eine moderne Legende aus dem 19. Jahrhundert. Sie diente schlicht und ergreifend dazu, die früheren Epochen abzuwerten. Was aber sehr wohl aus der Neuzeit stammt, ist die gesicherte Erkenntnis, dass sich die Erde dreht – und nicht der Himmel. 

Dieser Gedanke wurde zwar in der Antike schon diskutiert (z. B. bei den Pythagoreern und bei Heraklit, der sogar schon ein heliozentrisches Weltbild vertrat), aber er war nicht allgemein anerkannt. Aristoteles war kein Fan davon, und weil Aristoteles eine große Nachwirkung bis ins Mittelalter hatte, geriet die Idee einer rotierenden Erde mehr oder weniger in Vergessenheit. Bis die moderne Astrophysik kam und sie wiederbelebte.

Pole heute

Und seitdem verstehen wir auch unter einem Pol nicht mehr einen Ort am Firmament, sondern einen speziellen Punkt auf der Erdkugel, durch den die Achse ihrer Drehung verläuft. Als man entdeckte, dass die Erde außerdem ein Magnetfeld besitzt, das bekanntermaßen ja zwei „Enden“ hat, benannte man auch diese als „magnetische Pole“. Auch wenn sich Magnetfelder nicht im eigentlichen Sinne „drehen“. 

Aber wenn man so ein Magnetfeld schematisch zeichnet, dann zeichnet man für gewöhnlich feine Linien, die bogenförmig vom einen zum anderen Pol eines Magneten verlaufen. Dadurch ergibt sich ein kugelartiges Gebilde als grafische Wiedergabe eines Magnetfelds. Das erinnert entfernt an die Erdkugel. 

Und vom Magnetismus fand der Begriff dann auch seinen Weg in die Elektrizitätslehre. Seither sprechen wir auch bei Batterien von Polen. Mit einer Drehung hat das dann allerdings nicht mehr wirklich was zu tun. 

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