Koma – Fremdwort der Woche

Für uns heute hat der Begriff „Koma“ wirklich nichts Positives. Es handelt sich um einen Zustand der absoluten Bewusstlosigkeit, in dem sogar oft die elementaren Lebensfunktionen des Körpers künstlich aufrecht erhalten werden müssen. 

Der Begriff meinte in der Antike allerdings ursprünglich etwas Anderes und war durchaus positiv besetzt. 

Warum das so ist, das ist im Grunde auch recht schnell erklärt: Das altgriechische Wort κῶμα (koma) bedeutete in der Antike „tiefer Schlaf“. Schon bei Homer taucht das Wort ziemlich häufig auf. Und es hat dort eigentlich immer eine positive Note. „Der zarte Tiefschlaf umfing ihn.“, heißt es häufiger in der Ilias1 oder in der Odyssee. 

Diese positive Bewertung des Tiefschlafs kennen wir auch heute. Allerdings würden wir sie heute natürlich nicht als „Koma“ bezeichnen, sondern eben als „Tiefschlafphase“ oder fachwissenschaftlich als Phase IV des Schlafs. Und wie der Name schon andeutet, sind wir während einer solchen Phase ziemlich weit weg von Bewusstsein. Es ist nicht ganz leicht, eine Person aus einer Tiefschlafphase zu holen. Schafft man es, ist die Person danach erst mal ziemlich desorientiert.

Alles, was mit dem Thema Bewusstsein, Schlaf und Bewusstlosigkeit zu tun hat, ist aus wissenschaftlicher Sicht immer noch in weiten Teilen unbekanntes Terrain. Allein schon die Tatsache, dass es so etwas wie „Schlaf“ überhaupt gibt, ist ein Rätsel. Aus biologischer Sicht ist das ja ein ziemlich unerhörter Vorgang: Ein Lebewesen verabschiedet sich für längere Zeit (oft mehrere Stunden) aus der Realität und ist in dieser Zeit mehr oder weniger schutzlos seiner Umwelt ausgeliefert. 

Wie kommt es, dass wir trotz Jahrmillionen der Evolution immer noch schlafen müssen, obwohl dieser Zustand doch eine ziemlich gefährliche Situation ist? Und dass wir diesen Zustand auch noch geil finden? Diese Frage kann die Wissenschaft bis heute nicht abschließend beantworten. 

Schon in der Antike verwendet man den Begriff κῶμα (koma) in der medizinischen Literatur aber auch für den Zustand, den wir auch heute als Koma bezeichnen. Das hat natürlich mit den mangelnden medizinischen Kenntnissen der Zeit zu tun. Fiel eine Person in der Antike in einen Zustand der tiefen Bewusstlosigkeit, aus dem sie nicht mehr aufzuwecken war, dann deutete man diesen Zustand als „tiefen Schlaf“, eben als κῶμα (koma). 

Die Überlebenschancen waren für eine solche Person gering. Erst in der Neuzeit änderte sich das, als die modernen medizinischen Möglichkeiten entwickelt wurden, die Körperfunktionen einer betroffenen Person künstlich (z. B. durch Beatmung) aufrecht zu halten. 

Zum Glück ist damit ein Koma heute kein automatisches Todesurteil mehr. Aber die Fälle, in denen Menschen nach langer Zeit aus einem Koma erwachen, sorgen immer noch für Erstaunen in der Öffentlichkeit und in der Medizin. Unser Wissen über das menschliche Bewusstsein ist also noch immer sehr lückenhaft. 

  1. Ilias 14,359

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