Phasmophobia – Fremdwort der Woche

Ein Videospiel trendet seit einigen Monaten schon auf Steam und Twitch: Phasmophobia. Man könnte auch sagen das Coop-Spiel begeistert Spieler*innen. Und mit diesem schlechtesten Wortwitz aller Zeiten auf diesem Blog sind wir auch schon beim Thema. 

In „Phasmophobia“ geht man im Team auf Geisterjagd. Auf verschiedenen Maps, von einfachen Häusern über High-Schools bis hin zu einer verlassenen Psychiatrie, gilt es Geister aufzuspüren und anhand ihres Verhaltens zu bestimmen: Dämon, Poltergeist oder Dschinn? Wer treibt hier sein Unwesen?

Das Gemeine und gleichzeitig der Clou: Das Spiel zeichnet das Mikrofon auf. Die Spieler*innen hören sich ingame untereinander und können sich so über ihr Vorgehen absprechen. Aber auch der Geist (bzw. die KI dahinter) hört mit, versteht einzelne Wörter und reagiert entsprechend darauf. Wer zum Beispiel zu häufig das Wort „Angst“ benutzt, kann davon ausgehen, dass der Geist beginnt, die Spieler*innen zu jagen. Ganz Mutige sollen sogar den Namen des Geistes gesagt haben. Sie wurden seitdem nicht mehr gesehen.

Geisterhäuser in der Antike?

Der Name des Spiels sieht dabei sehr griechisch aus. Irgendwas mit -phobie am Ende hat man ja auch schon öfter gehört. Da gibt es in der Psychologie die tollsten Namen für alle möglichen Phobien. Der Wortbestandteil -phobia geht wie den meisten ohnehin schon bekannt sein dürfte auf das griechische Wort phóbos (φόβος) zurück, was „Furcht“ oder „panische Angst“ bedeutet. Dass man sich in einem Horrorspiel fürchten soll, ist sicherlich auch nicht überraschend.

Und wovor man sich fürchten soll, ist im ersten Teil zu finden: Vor einem phásma (φάσμα). Das Wort bedeutet schlicht „Gespenst“ oder „Erscheinung“. Dass es spukende Geister in verlassenen Häusern gibt, daran hat man auch in der Antike schon geglaubt. 

Das Spiel mit der Angst

Die Komödie „Mostellaria“ von Plautus beschäftigt sich zum Beispiel genau damit. Weil er seinen alten Herrn von seinem eigenen Haus fern halten will, da dort gerade eine Party steigt, erfindet der Sklave Tranio ein Gespenst, das angeblich im Haus spukt, die rastlose Seele eines Ermordeten, der nicht ordnungsgemäß bestattet wurde und nun auf Rache sinnt. Solche Spukmotive sind also in der europäischen Literatur schon sehr alt.

In der Komödie ist das Ganze eine Erfindung des listigen Sklaven Tranio, in dem Haus spukt es nicht wirklich. In „Phasmophobia“ kann man sich dann davon überzeugen, wie ein solches Geisterhaus von innen aussieht, wenn man mutig genug ist und vor allem ruhig bleiben kann.

Viel Erfolg bei der Geisterjagd!

Nachtrag unseres hauseigenen Gräzisten:

Es ist schön, dass Griechisch auch heute noch gelegentlich für Wortneuschöpfungen genutzt wird. Und an sich ist „Phasmophobia“ ein sehr cooler Titel. Er würde, wie Livia schon erklärt hat, in etwa „panische Furcht vor einer übersinnlichen Erscheinung“ bedeuten und passt wie die Faust auf’s Auge. Und jetzt der Haken: Genau genommen müsste es „Phasmato-phobia“ heißen. Ohne jetzt hier grammatische Feinheiten auszubreiten, die sowieso keine*n interessieren, nur so viel: Für zusammengesetzte Begriffe aus dem Altgriechischen nutzt man den Stamm des Wortes. Und der ist im Fall von „phasma“ etwas länger. Er heißt „phasmat(o)“. Gut, zugegeben, das Wort wird dadurch ein bisschen lang. Und vielleicht würden viele es als Zungenbrecher empfinden.

Aber trotzdem möchte ich mich an dieser Stelle gerne als zukünftiger Berater für korrekte altsprachliche Spieletitel empfehlen. Meine Sprachen sind Latein, Altgriechisch, biblisches Hebräisch, Akkadisch und Sanskrit bis Lektion 5. Ich mache auch Charakternamen und kann mir ökologische Verpackungen überlegen. PN genügt, ich melde mich dann mit Lebenslauf und Gehaltsvorstellung. – Lucius

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