Plagiat – Fremdwort der Woche

Plagiate haben in den letzten Jahren viele Politiker*innen zu Fall gebracht. Aber nicht nur die. Dank des Internets und Software, die eins zu eins abgeschriebene Texte sofort erkennen kann, kommen solche Fälle, in denen fremde Arbeit für die eigene ausgegeben wird, zumindest häufiger ans Licht. Auch in der Antike gab es schon einen Dichter, der sich gegen Konkurrenten, die seine Werke für die eignen ausgaben, wehrte und sie plagiarii nannte. Und ein plagiarius wollte man wirklich nicht sein.

Dieser Dichter war der Römer Martial, der am Ende des 1. Jahrhunderts nach Christus seine Werke verfasste. Ein Urheberrecht oder irgendeine andere Form zum Schutz des geistigen Eigentums gab es zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht. Und so musste Martial feststellen, dass ein gewisser Fidentius Martials Epigramme, also seine kurzen Gedichte, als seine eigenen ausgab. Martial lebte von seiner Kunst und war nicht so begeistert, dass sein Kollege seine Werke einfach stahl und so tat als habe er sie selbst verfasst.1

Aber Martial wusste sich zu wehren. Er schrieb einfach ein Gedicht darüber, dass Fidentius seine Gedichte klaute und veröffentlichte es. Darin vergleicht er sich selbst als Autor mit jemandem, der ein Gedicht freilässt und in die Welt schickt, wie es sonst ein Herr mit einem Sklaven tut, der freigelassen wird. Zwischen einem Römer und einem freigelassenen Sklaven bestand in der Antike in der Regel ein starkes Band. So gehörte eine Freigelassener zum Beispiel weiterhin zur Familie des ehemaligen Herrn. Und dieses enge Verhältnis hat Martial auch zu seinen Gedichten, die er „freigelassen“ hat.

Der Seelenverkäufer

Seinen Konkurrenten Fidentius bezeichnet er dagegen als plagiarius, als „Menschenhändler“. Er fängt Martials freigelassene Gedichte ein und nennt sie seinen Besitz. Ihm geht es nicht um das Gedicht an sich, er hat keine Bindung zu ihm, sondern er ist nur darauf aus, möglichst viel Profit daraus zu schlagen, wie es Sklavenhändler eben so zu tun pflegen. Für Fidentius sind Martials Gedichte nur eine Ware – und dann noch eine, die er sich unrechtmäßig angeeignet hat.

Martial meint das durchaus beleidigend. Menschenhändler waren in der Antike natürlich viel präsenter und stärker öffentlich sichtbar als heute. Angesehen waren sie aber trotzdem nicht. Mit einem plagiarius wollte man nichts zu tun haben. 

Diese wundervolle Metapher aus der Antike hat sich bis heute im Wort „Plagiat“ erhalten. Und sie passt immer noch. Nicht wenige Menschen würden eine Doktorarbeit, ein erfolgreiches Musikstück oder ein Design, das sie herausbringen, als ihr „Baby“ bezeichnen. Also, klaut anderen Leuten nicht ihre „Babys“. Dann seid ihr auch keine Menschenhändler*innen. Und ihr müsst euch nicht vorwerfen lassen zu plagiieren. 

  1. Martial, Epigramme 1, 52

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