Warum wir antike Texte heute noch lesen können – Überlieferungs-geschichte

Es ist ziemlich faszinierend, dass wir heute noch antike Texte lesen können. Aber wie kommt das eigentlich? Die antiken literarischen Texte haben natürlich eine ziemlich lange Geschichte hinter sich. Im Video werfen wir mal einen Blick auf die wichtigsten Stationen der so genannten Überlieferungsgeschichte.

Und dabei stellt man schnell fest: Diese Geschichte ist ziemlich will. Und man muss sich von ein paar Gewissheiten verabschieden.

Zum Weiterlesen:

  • Egert Pöhlmann (Hg.), Einführung in die Überlieferungsgeschichte und in die Textkritik der antiken Literatur (2 Bde.), Darmstadt 2003

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Kommentare

4 Antworten zu „Warum wir antike Texte heute noch lesen können – Überlieferungs-geschichte“

  1. Danke für das schöne Video, dennoch hätte ich mir gewünscht, wenn das Christentum als kritischer Faktor stärker benannt worden wäre.

    Ab 6:24 des Videos heisst es es, „die Forschung konnte nachweisen, dass in dieser Zeit nur sehr wenige neue Abschriften antiker Werke angefertigt wurden“.

    Aha…

    Und was, wenn die Sachen tatsächlich fleissig abgeschrieben worden sind und dann von religiösen Fanatikern vernichtet wurden?

    Es gibt dazu keine Beweise, keine Erlasse und keine Augenzeugenberichte… Homer und Platon gibt es aber plötzlich auch nicht mehr (im Weströmischen Reich)!

    Auch der Umstand, dass im Weströmischen Reich die Kenntnis des Griechischen völlig verschwand (obwohl die christlichen Gründungsdokumente auf Griechisch verfasst wurden) ist nach meiner Auffassung ungeheuerlich.

    Dennoch ist das Video sehr gut. Das Thema Christentum ist in diesem Kontext seit Jahrhunderten ein schwieriges Feld, dazu gibt es einen grossen Artikel auf Wikipedia:

    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Bücherverluste_in_der_Spätantike

    Herzlichen Dank für Ihre Mühe!

    1. Danke für deinen Kommentar. Die Textproduktion kam im frühen Mittelalter größtenteils zum Erliegen. Es gab keine Strukturen, um in größerem Stil (wie in der Antike) Texte zu kopieren. Davon waren auch christliche Texte betroffen, nicht nur die so genannte pagane Literatur.

      Dass Texte, wie zum Beispiel von Platon oder Homer, im Westen nicht mehr verfügbar waren, kam nicht plötzlich. Schon in der Spätantike hatten die Griechisch-Kenntnisse im Westen stark nachgelassen. Die Bibeltexte lagen übrigens schon lange (seit der Spätantike) in lateinischer Sprache vor (der so genannten Vulgata).

      Wie du schon sagst, gibt es keine Anhaltspunkte für eine systematische Vernichtung von Texten. Natürlich sind etliche Texte verloren gegangen. Die Vereinbarkeit mit dem christlichen Weltbild spielte dabei eine Rolle, war aber nicht der alleine entscheidende Faktor.

      Platon und Homer sind dafür gute Beispiele: Die Texte wurden überliefert, *obwohl* sie mit dem christlichen Weltbild (ganz oder teilweise) schwer in Einklang zu bringen sind. Die Reihe könnte man fortführen mit Ovid, Vergil, Catull und vielen weiteren. Die Texte wurden als wichtiges Kulturgut betrachtet und weiter überliefert, auch wenn sie für gläubige Menschen des Mittelalters anstößig waren.

  2. Zum Thema Überlieferungsgeschichte hab ich mich gefragt, wieso ihr den ganzen Komplex arabischer/hebräischer/spanischer Übersetzungen antiker Texte jeder Art in Bagdad, Toledo und sonstwo weggelassen habt!?
    „Der Islam gehört nicht zum Christlichen Abendland“?!

    1. Avatar von Lucius

      Kein Grund, gleich mit Ausrufezeichen um sich zu werfen. Wir konnten aus Zeitgründen recht viele Aspekte der Überlieferungsgeschichte nicht in das Video aufnehmen. Es geht um die direkte Überlieferung der Originaltexte. Übersetzungen sind eine sehr wichtige und nicht zu unterschätzende Fundgrube für die Wissenschaft. Aber es handelt sich eben nicht um die Originaltexte. Aus diesem Grund haben wir diesen Aspekt weggelassen.

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