Skandal – Fremdwort der Woche

Skandale, Skandale, Skandale – sie sind aus dem öffentlichen Leben nicht mehr wegzudenken. Wurden sie anfangs mündlich diskutiert, wanderten sie später in die journalistischen Medien ab und werden heutzutage meist auch noch von einem Shitstorm begleitet. Aber was bedeutet das Wort ursprünglich?

Man kann sich leicht vorstellen, dass Skandale schon zu allen Zeiten existiert haben. Schon die Beamten in den frühesten Gemeinwesen haben mit Sicherheit Fehler gemacht und sich das eine oder andere Vergehen geleistet, das zum öffentlichen Ärgernis wurde. 

Und so ist es kein Wunder, das auch der Begriff „Skandal“ (σκάνδαλον, skandalon) einen altgriechischen Ursprung hat. Er bezeichnet etwas, woran man mit dem Fuß oder Zeh anstößt, also beispielsweise ein Stein, eine Schwelle oder – auch für uns heute immer noch schmerzhaft präsent – die Kante eines Möbelstücks.

Lässt der anfängliche Schmerz nach, kommt der Ärger. Und wer kennt nicht den Impuls, das freche Möbelstück mit einem gezielten Tritt zu bestrafen? 

Skandal: ein Stein des Anstoßes

Auch eine andere Person kann einen solchen Anstoß erregen. Erst der Schmerz, dann die Wut. Das Prinzip funktioniert auch bei Menschen. Und das war auch den Menschen einer griechischen Stadt klar, wenn sie sich darüber ärgerten, dass einer ihrer Beamten Geld aus der Stadtkasse für Nutten und Koks ausgegeben hatte. Nun, Koks vielleicht nicht. Aber wahlweise ein anderes Rauschmittel, das damals bekannt war. 

Doch das Wort hat noch eine zweite Bedeutung, denn es kann auch einen Fallstrick bezeichnen. Fallstricke stammen ursprünglich aus der Jagdtechnik und bezeichneten einen aufgespannten Strick, der ein Tier bei der Flucht zu Fall brachte oder ein Netz, in dem es sich verfing. Und genauso erging es auch vielen Beamten in griechischen Städten. Ein Skandal, ob nun wahr oder inszeniert, konnte sie zu Fall bringen.

Der Skandal um die Hermesstatuen

Wir kennen aus der Antike eine ganze Reihe aufsehenerregender Skandale, wie zum Beispiel den so genannten Hermokopidenfrevel im Athen des Jahres 415 v. Chr. Da hatte jemand über Nacht in der Stadt etliche Statuen des Hermes beschädigt, was als großer religiöser Frevel galt.

Man verdächtigte den Feldherrn und Politiker Alkibiades, damit etwas zu tun zu haben. Zu blöd, dass sich der gerade darauf vorbereitete, einen wichtigen Feldzug im Namen Athens durchzuführen. Man beschloss also, ihn erst losziehen zu lassen und dann später, nach seiner Rückkehr, vor Gericht zu stellen.

Aber Alkibiades war natürlich nicht blöd. Er kehrte nie nach Athen zurück, sondern setzte sich ab. Ausgerechnet nach Sparta, Athens Erzfeindin.

Der Skandal um Caesars Frau

Auch in der römischen Geschichte werden wir fündig. Caesar ist immer eine sehr gute Adresse, wenn es um Skandale geht. Mit Gerüchten, übler Nachrede, aber auch nachgewiesenen Fehltritten Caesars könnte man Bücher füllen.

Ein bekannter Skandal betraf aber weniger ihn selbst, sondern seine Frau. Die richtete ihm Dezember 62 eine religiöse Feier aus, an der nur Frauen teilnehmen durften. Einem gewissen Clodius gelang es, sich als Frau zu verkleiden und sich einzuschmuggeln. Am Ende wurde er aber doch entdeckt: ein handfester Skandal, denn Clodius hatte damit die Riten der „Bona Dea“ entweiht.

Die Konsequenzen? Für Clodius ging das ganze glimpflich aus. Er wurde vor Gericht gestellt, aber bestach einfach reihenweise die Richter. Er entkam so einer Verurteilung.

Pompeia dagegen, Caesars Frau, bekam die Scheidungspapiere. Gerüchte machten die Runde, sie selbst habe Clodius ins Haus geschleust, weil sie eine heimliche Affäre mit Clodius gehabt hätte. Caesar betonte zwar, dass er den Gerüchten keinen Glauben schenke. Aber seine Frau müsse über jeden Zweifel erhaben sein. Er war zu dieser Zeit nämlich einer der höchsten religiösen Würdenträger Roms. Eine Frau, die möglicherweise ein liederliches Lotterleben führte, konnte er da nicht brauchen.

Moderne Skandale

Die Vielfalt der Skandale war schon in der Antike groß, und sie ist es bis heute. Kein Bereich des öffentlichen Lebens bleibt davon verschont. Politik, Wirtschaft, Kultur, Sport… überall gab und gibt es sie. Bisweilen können die amüsant sein, wie der Bau der Berliner Flughafens, bisweilen auch hässlich, wie der um den Moderator Jörg Kachelmann, dessen Karriere und Ruf nach falschen Vergewaltigungsvorwürfen ruiniert war.

Meistens sind Skandale aber auch spannend, wie der Watergate-Skandal, der sicher einer der berühmtesten der letzten Jahrzehnte war. Er hat alles, was zu einem echten Skandal dazugehört: Machtmissbrauch, Vertuschung, einen medialen Aufschrei und schließlich den Fallstrick, nämlich das endgültige Ende des US-Präsidenten Richard Nixon.

Das alles hat sich nach Jahrtausenden nicht verändert, und Skandale werden uns auch in Zukunft weiter begleiten. Aber ohne sie wäre es ja auch langweilig.  

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Kommentare

Eine Antwort zu „Skandal – Fremdwort der Woche“

  1. […] aussprach, weil sie den Rollenerwartungen widersprachen. Eine Griechin so darzustellen, wäre ein Skandal gewesen. Aber ein bisschen von wildem und hemmungslosen Sex mit einer Amazone zu träumen, war dann […]

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